Egoismus versus Altruismus

Ich möchte zu dem alten Streit zwischen Altruimus und Egoismus auch mal etwas sagen.
Ich denke es sind Yin/Yang Anschauung. Würde mich einer fragen, was das richtige in einer Situation ist, ob Altruismus oder Egoismus, würde ich sagen es hängt von der Situation und Ihrer Priorisierung ab, das kann man nicht grundsätzlich sagen.
Oft muss man sich entscheiden ob man etwas für einen anderen oder für sich macht. Da gibt es meines Erachtens keine feste Regel. Ein Indiz ist die goldene Regel, sich zu fragen wenn man der andere wäre und wie stark das Schuldgefühl ist.
Man muss auch für andere im Leben etwas tun, wie diese für uns etwas tun müssen. Wichtig bei allem, der Arbeit für sich und andere ist die geistige Weiterentwicklung bei dieser Arbeit. Sie ist das Tao die wichtige dritte Ebene, die uns von Schuld befreit. Ich habe dies als die Techniken des Glücks beschrieben. Auch sind wir nicht unendlich schuldig für andere, Hilfe zur Selbsthilfe ist oft ausreichend.
Noch ein Zitat aus dem Zen in dem Buch Lebenskraft von Anton und Marie-Luise Stangl zu dem  Altruismus und der wichtigen geistigen Weiterentwicklung:

"Auf der zehnten Stufe (der Ochsenbilder) hat der Mensch sein Ringen beendet. Er ist frei, auch von der Vorstellung seiner Erleuchtung. Jetzt kann er sich den anderen zuwenden und ihnen seinerseits helfen, auf diesem geistigen Weg weiterzukommen. >>Der Geschöpfe sind zahllose - ich gelobe, sie alle zu retten.<< Erst wer sein innerstes Wesen erkannt hat und öffnen kann für die Auseinandersetzung und Begegnung mit dieser Welt und mit den Menschen, wird etwas von jener anderen Dimension ausstrahlen und weitergeben können.
Immer wieder wird von Kritikern des Zen behauptet, Zazen sei etwas, was die Menschen letztlich in ihrer Selbstsucht bestätige und sie ihren Mitmenschen gegenüber gefühllos mache. Dieser Vorwurf kommt aus der Beobachtung, daß ein Mensch, der sich auch den Zen-Weg begibt, lange Zeit an sich zu arbeiten hat, und deshalb die anderen für ihn nicht mehr im Vordergrund seiner Bemühungen stehen. Dieses innere Ringen um die Selbstfindung stößt Menschen, die mehr nach außen leben und ihre Werke vorzeigen möchten, ab. Es ist ihnen unbegreiflich. Dabei sagte schon Laotse: >>Der wahrhaft Tugendhafte ist sich seiner Tugend nicht bewußt. Der Mensch geringerer Tugend aber ist stets um seine Tugend besorgt und ist darum ohne wahre Tugend. Wahre Tugend ist spontan und macht keine Ansprüche auf Verdienst.<<
Eine sehr schöne und treffende Erklärung gibt der Zen-Abt Yasutani einer seiner Schülerinnen, die ebenfalls unter der Angst leidet, sich ihren Mitmenschen gegenüber nicht altruistisch genug zu zeigen. >>Es gibt viele Menschen, die ihre ganze Zeit damit verbringen, den Bedürftigen zu helfen und sich Bewegungen zur Verbesserung sozialer Zustände anzuschließen. Freilich sollte man das nicht für gering achten. Aber ihre Ur-Angst, die aus einer falschen Sicht ihrer selbst und des Weltalls erwächst, findet keine Linderung, sie nagt an ihrem Herzen und läßt sie nicht zu einem reichen, freudigen Leben kommen. Menschen, die solche Tätigkeiten zur Hebung sozialen Verhältnisse fördern und daran beteiligen, halten sich bewußt oder unbewußt für moralisch überlegen und machen sich deshalb nie die Mühe, sich innerlich zu läutern, indem sie sich von Habgier, Ärger und Verblendung befreien. Es kommt aber die Zeit, da sie von ihrer rastlosen Tätigkeit erschöpft sind und ihre Ur-Angst um Leben und Tod vor sich nicht mehr verbergen können. Dann fangen sie ernsthaft an zu fragen, warum das Leben nicht mehr Sinn habe … Es ist nicht Selbstsucht zu vergessen, andere zu retten und sich nur darauf zu konzentrieren, die eigene geistige Kraft zu entwickeln, wenn es auch so aussehen mag. Es ist die heilige Wahrheit, daß sie niemand retten können, ehe Sie nicht durch das Erlebnis der Selbst-Wesensschau selber rund und ganz geworden sind. Wenn Sie das Wesen Ihres Wahren Selbst und des Weltalls geschaut haben, werden Ihre Worte Überzeugungskraft haben und die Menschen werden auf Sie hören.<<"

Auch wird von vielen die Selbstabgrenzung als größte Sünde gesehen. Dem kann ich nicht zustimmen. Es gibt im Leben Rechte und Pflichten. Schuld entsteht durch Pflichten, die wir nicht erfüllen. Hätten wir unsere Schulden und Pflichten vollständig erfüllt, brauchen wir nichts mehr tun. Aber diesen Zustand gibt es nicht, da aus Erfüllung von Pflichten immer höhere Verpflichtungen entstehen. Aber es gibt einen Zustand des Vorsprungs, d.h. der eine hat seine Pflichten erfüllt, der andere nicht. Dann muss der eine etwas tun, der andere kann sich egoistisch auf die faule Haut legen und die Rolläden runtermachen, bis er dann eingeholt wird.
Es gilt auch das Gesetz der Vorleistung, wo Vorleistung nicht ewig gegeben werden kann, da das Leben ein Geben und Nehmen ist und auch immer wieder ein Gleichgewicht erreicht werden muss, bzw kein zu starkes Ungleichgewicht. Läßt man es zwischen Geben und Nehmen zu einem zu starken Ungleichgewicht kommen, drohen im Leben immer irgendwann Konsequenzen.
D.h. wenn viel Vorleistung gegeben wurde und keine Gegenleistung erbracht wurde, ist es notwendig sich Selbstabzugrenzen und den anderen alleine zu lassen und nicht mehr zu geben. Genauso ist es wenn man in einer Situation das richtige macht und andere nicht. Dann muss man sich von dem anderen distanzieren und sich geistig trennen (aus Tao wird Yin und Yang). D.h. nicht das man den Anderen nicht auch auf seinem angefangenen falschen Weg unterstützt, wie es eigentlich im Vaterunser heissen müsste: "Und führe uns in der Versuchung", aber es braucht eine geistige und örtliche Trennung und auch Distanzierung und Abgrenzung.
Man sollte sich aber keine schlechten Gedanken über andere machen und schicken, wenn man enttäuscht wurde, sondern sich nur entfernen, in dem Gedanken „Geh hin in Frieden, aber geh“. D.h. eine Selbstabgrenzung darf nicht generalisiert werden, sondern muss immer auf die Sache beschränkt bleiben, sonst wird man als Egoist aufgebrochen, wie es die Sonne mit den einatomigen Wasserstoffatomen macht. D.h. Donald Trump und europäische Staaten können schon m.E. auch Recht haben, sich persönlich vor Flüchtlingen abzuschotten, aber wenn man generell zumacht, wird man irgendwann auf brutalste Weise aufgebrochen. Das habe ich selber psychisch erlebt, es ist grausam. Der Anschlag auf das World Trade Center hatte für mich einen ähnlichen psychologischen Hintergrund. D.h. offen bleiben, wenn man sich auch abgrenzt und nicht die Rolläden runterlassen, sondern immer einen Anrufbeantworter haben, den man auch beantwortet und den Kontakt mit den anderen halten und Hilfe geben, wo es möglich ist..
Wichtig sich selber karmisch zu reinigen und Schuld abtragen, ist nicht unbedingt schuften wie ein Irrer, sondern eher geistige Hilfe durch Tipps und Weisheiten und Hilfe zur Selbsthilfe geben und sich geistig durch Techniken wie Meditation (Muskelentspannung, Achtsamkeit, Beten (Suggestion)) zu stärken. Das ist wichtiger als sich für andere völlig aufzugeben und einen Burn-out zu bekommen.
D.h. nicht, dass man manchmal auch schuften muss für andere und Geld geben muss.
Durch Abgrenzung und Verlassenwerden entsteht eine notwendige Konsequenz für den Fehler, den Madonna "The power of good bye" in Ihrem Song beschrieben hat. Verbindet man sich geistig in falscher Liebe trotzdem mit dem Fehler des anderen, wird man mitschuldig.
Dies wird dann auch oft als fehlendes Mitgefühl und Gefühlskälte diffamiert. Aber Mit-Leid ist m.E. mit-leiden aus Mit-Schuld und nicht echte Liebe.

D.h. ein Hauptpunkt im Altruismus ist die karmische Schuld. Haben wir karmische Fehler gemacht, müssen wir schuften, bis wir sie abgearbeitet haben. Haben wir wenig karmische Schuld können wir uns faul in Sicherheit wiegen. Aber nicht nur das Arbeiten für den anderen ist Abtragen der Schuld sondern auch das Arbeiten für sein Innerstes, also auch als Egoist, wie es Depeche Mode einen "Personal Jesus" bekannt gemacht hat, der sich dann auch zu anderen bewegt.
Der Unterschied ist von dem Yang Pol Altruismus zum Egoist auch, ob ein Mensch sich um sich selber dreht oder sich um andere dreht. D.h. es gibt auch ein Polarisierung in jedem Menschen zu einem von beiden Polen. D.h. Altruismus d.h. drehen um andere, hört sich gut an, ist aber nicht notwendig besser als ein Egoist der sich um sich selbst dreht und kümmert. Deswegen verstehen viele Leute nicht das das Verausgaben für andere oft nicht zu Glück führt und ein egoistischer Sack glücklich ist. Wichtig ist als Mensch der sich um andere dreht den Weg zum Ich zu finden, wie beim Egoist der Weg zum Du gefunden werden muss. Dem Egoisten kann die goldene Regel logisch helfen, aus seinem sich um sich drehen zum Du zu finden. Man nennt ihn dann nicht negativen Egoisten, sondern positiven Egoisten.
Dieses Thema entspricht auch dem alte Streit im Buddhismus der zwei Richtungen Hinayana und Mahayana, wo sich die Mahayana Altruisten sich über die Hinayana Egoisten moralisch erheben und sich als das "große Fahrzeug" aufwerten und die anderen als "das kleine Fahrzeug" abwerten.
Für einen Altruisten ist seine Schuld abbauen Liebe, für den Egoisten ist es Pflichtbewusstsein.
Wie alles im Leben sind m.E. Altruismus und Egoismus Yin/Yang Pole die wir zur Synthese dem Tao bringen müssen.
Hier ein geniales Buch dass es auch in Englisch gibt:

http://www.weripower.at/pdfs/riemann_angst_grundformen.pdf
http://www.diversity-institute.eu/wp-content/uploads/pdf/E_Leadership_Behavior.pdf
http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Riemann_%28Psychoanalytiker%29
http://en.wikipedia.org/wiki/Fritz_Riemann_%28psychologist%29
http://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/EMOTION/Riemann.shtml
http://www.sgipt.org/gipt/diffpsy/cst/cst0.htm

Das ist meine Meinung zu dem Thema.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Der einzige wirkliche Sinn dieses Blogs, die 6 Techniken des Glücks

Meditationsarten